Zwei Löpar in Stockholm

Am 4. Juni findet der Stockholm Marathon statt. Bevor der Bericht von 2016 verjährt, setzen wir ihn beinah zeitnah auf die Raketen Seite 🙂

Der Auslandsmarathon 2016 hat uns also Stockholm beschert. Ankunft am frühen Morgen, schlau wie ich bin hab ich vorher gelesen, dass der Zug in die Innenstadt recht teuer ist. Zu zweit lohne sich da schon ein Taxi. Schlau waren wir jedoch nur in der Theorie. In der Praxis haben wir das Taxi genommen mit dem höchsten Festpreis. Die ersten 15 Euronen drauf gezahlt, sowas nennt man wohl Lehrgeld…

Check In im Hotel war erst um 14:00 Uhr möglich. Daher in den „Winterklamotten“ in einer Affenhitze durch die Stadt geschlendert. Am Bahnhof haben wir uns ein drei-Tages Ticket für‘s City Bike gekauft und das hat sich richtig gelohnt. In Stockholm gibt es über 110 Stationen, bei denen man sich ein Bike ausleihen kann. Mit einer Chipkarte entriegelt man das Rad und kann dann losdüsen. Das ist wohl die beste Art und Weise sich in Stockholm zu bewegen. Selbst wenn mal kein Rad in der Station verfügbar ist, die nächste Station ist nicht weit weg und per App gut zu finden. Ansonsten lecker mexikanisch gegessen und 1-2 Bierchen dazu getrunken (gibt es eigentlich eine Promillegrenze auf dem Bike hier? Ach egal…).

Als nächstes wurde die Marathonmesse angesteuert. Schlecht ist sie nicht, lange in Erinnerung bleibt sie aber auch nicht. Marathon ist zwar erst Sonntag, den 100 Meter Sprint gibt es hier schon am Ausgang. Dort sind die weltweiten Veranstalter diverser Marathons rechts und links aufgestellt. Man hatte keine Chance, ungesehen an denen vorbei zu kommen..

Donnerstag ist Lauftag also eine Haltestelle (Borbecker Raketen Vereinsheim) gesucht und eine lockere 8 Km Runde gelaufen. Es hätten zwei mehr sein können, doch für die Höhenmeter haben wir uns ein Bike geschnappt 😉 Susanne hat neue Pacemaker gefunden, die Moskitos haben Susanne kurzfristig zu Bestzeiten gebracht!!! Zieleinlauf war dann eine Kneipe vor unserem Hotel. In Laufklamotten haben wir schnell noch das schöne Wetter und ein paar lokale Bierchen genossen. Ich hab ein neues englisches Wort kennengelernt: Buzz. Auf deutsch kann man sagen, Susanne war etwas „angedüsselt“.

Neuer Tag – Freitag war sightseeing angesagt. Gerne hätte ich die Stadtführung über den Dächern Stockholms mitgemacht. Für Susanne nicht möglich wegen Höhenangst und für mich nicht wegen ausgebucht. Das ABBA Museum stand auch auf der Liste. Wurde aber gestrichen, 20 Euro für ein paar ausgestellte Bilder und Platten ist schon heftig. Dafür rein in‘s Vasa Museum. In dem Museum dreht sich alles um ein Kriegsschiff aus dem 1.600 Jahrhundert. Die Geschichte dazu macht sogar die Experten und Planer von Stuttgart 21 und dem Hauptstadt Flughafen eifersüchtig. Nach dem Auslaufen ist das Kriegsschiff nach sage und schreibe 1.200 Metern gesunken. Für die Erbauer kam der Wind auf dem Meer so überraschend wie die Kontrolle der Brandschutzbehörde am Berliner Flughafen, grins. Den Rest des Tages am Food Market und Hafen genossen.

Noch kurz zur Pasta Party (für lau): Für Susanne war es lecker Pasta mit Pesto, Oliven, Tomaten und Tralala, für mich waren es kalte Nudeln nur mit Tralala. Meine Pasta Party gab es auf dem Rückweg beim Walhalla Grill mit einem feinen Burger. Obligatorisch endete der Tag in unseren „Stammlokal“ gegenüber vom Hotel.

Marathon-Tag : 20 Grad und Sonnenschein. Vor dem Lauf noch kurz zum lokalen Bäcker. Lecker Brötchen bestellt um dann festzustellen, dass nur bargeldlos bezahlt werden kann. Wer hat schon eine Kreditkarte in der Laufhose??? Weil wir als Marathon-Läufer gut zu erkennen waren, bekamen wir die Brötchen umsonst und wurden mit einem „Good Luck!“ auf den Weg geschickt. Mit dem City Bike ging es dann zum Start. Alles Top organisiert hier. Alle Starter gammelten noch auf dem durch die Sonne aufgeheizten Kunstrasen am Stadion. Kurz zum Stadion: Das Stockholmer Stadion ist die älteste Großarena die bis heute noch genutzt wird und in der die meisten Weltrekorde (83!) aufgestellt wurden. Einfach eine super Atmosphäre! Vom Stadion aus ging es dann, in Startblöcken sortiert, über eine Pferdekoppel. Das hatte schon was von einem Katastrophenfilm. 20.000 Menschen schleppen sich in Reihen über eine Wiese ;-).

Normal würd‘ ich sagen 3-2-1 und los ging es. Doch es fiel uns noch ein Läufer in der Menge vor uns auf: Wohl der Einzige bei dem Wetter mit einem Schal um den Hals. Bei genauem Hinsehen war dat doch glatt ein Schalke Schal, wat tofte !!! Jürgen lebt und arbeitet in Schweden und läuft den Marathon jedes Jahr. Um unser Glück mit dem Wetter besser schätzen zu können: Letztes Jahr lief er hier bei 4 Grad, Regen und Wind!

Nu abba 3-2-1 und los. Bei über 20.000 Läufern war man nie allein auf der Strecke. Fast komplett war man in einem Pulk von Läufern unterwegs. Auslandsmarathons sind für uns eh zu genießen und nicht flott. Hier wär es aber grundsätzlich auch nicht möglich gewesen. Stimmung kann man mit Prag vergleichen, viele Bands und Touris am Straßenrand.

Richtig grinsen mussten wir bei KM 16. Da hat doch glatt der Pacer für 4:45 den Brems- & Zugläufer für 5:00 Stunden überholt J Beim Viva West hätte Gerd wohl dafür gesorgt dass der 5 Stunden-Läufer nachträglich die Startgebühr bezahlt!! Die Strecke ist recht wellig und mit einigen Brücken versehen. Vor der höchsten Brücke stand auch der beste Support.

Etwas makaber aber trotzdem lustig: Ein Japaner blieb mitten auf der Strecke stehen und knipste eine Werbung auf dem Boden. Wie hoch ist die Chance bei 20.00 Läufern wohl von dem einzigen blinden Läufer überrannt zu werden?! Ist aber nix passiert und es ging weiter. Unter anderem trafen wir noch drei Läufer mit Fortuna Düsseldorf Trikots, die wir später noch einmal wiedersahen. Geil war es schon ins altwürdige Stadion einzulaufen, hat wat !!!

Auf den letzten Metern noch mal alle Körner rausgeworfen. Beim Zieleinlauf die Brust rausgestreckt um noch ein paar hundertstel Sekunden rauszuholen. Der Blick ging sofort zur Uhr und nein, leider kein neuer Weltrekord aufgestellt, es bleibt bei 83 Rekorden in diesem Stadion, sorry. Nach dem Lauf wieder auf dem Kunstrasen gelegen, da gesellten sich die drei Düsseldorfer dazu. Bei nettem Gequatsche noch eine Stunde in der Sonne verbracht. Dazu gab es Hot Dogs und echtes Bier, Respekt! Mit dem City Bike und nach kurzem Stopp beim Walhalla Grill ging es zum Hotel. Dusche, Schlummertrunk an der Bar und ab in die Heija.

Der Tag danach : Flug ging um 18:00 Uhr also noch den Tag bei schönem Wetter in der Stadt verbracht, dann zum Flieger. Diesmal jedoch mit einem Taxi für eine „schmale Mark“.

Alles in allem, kann man diese Stadt sowie auch den Marathon empfehlen, schön war et!!!